Ein Interessenkonflikt liegt vor, wenn die persönlichen Interessen eines Mitarbeitenden im Unternehmen Vorrang haben oder anderweitig ihre Pflicht gegenüber dem Unternehmen oder seinen Kunden beeinträchtigen könnten. Der Konflikt kann finanzieller, familiärer oder wettbewerblicher Natur sein.

Bei einem Interessenkonflikt sollte sich die betroffene Person umgehend aus der Situation zurückziehen, um Integrität zu wahren und Unparteilichkeit in Geschäftsverkehr sicherzustellen. Dieser proaktive Ansatz minimiert nicht nur potenziellen Schaden, sondern fördert auch Vertrauen und Transparenz innerhalb des organisatorischen Rahmens.

Unternehmerische Treuepflicht

MiFID II legt mehrere Schlüsselprinzipien fest um Interessenkonflikte zu identifizieren und vermeiden. Diese fallen unter die unternehmerische Treuepflichten und zielen darauf ab, die Interessen des Unternehmens und seiner Kunden zu schützen.

Loyalität

Loyalität ist von größter Bedeutung, da alle Personen innerhalb des Unternehmens verpflichtet werden, im besten Interesse ihres Unternehmens zu handeln. Dadurch wird eine Kultur des Engagements und der Integrität gefördert.

Priorisierung der Kundeninteressen

Finanzunternehmen sind verpflichtet, im besten Interesse des Kunden zu handeln. Dies schließt angemessene Anlageberatung, faire Orderausführung und die Vermeidung von Konflikten ein.

Offenlegung

Offenlegungsmechanismen spielen eine entscheidende Rolle bei der Erfüllung unternehmerischer Treuepflichten. Dabei müssen Unternehmen robuste Methoden etablieren, um Interessenkonflikte zu identifizieren, zu verwalten und transparent offenzulegen, was Rechenschaftslegung und die Einhaltung von Vorschriften fördert.

Regulatorische Aufsicht

Unternehmen müssen strenge Richtlinien für Interessenkonflikte erstellen und Maßnahmen ergreifen, um zu verhindern, dass diese den Umgang mit Kunden beeinträchtigen.

Berichterstattung

Finanzunternehmen können aufgefordert werden, ihre Praktiken zur Verwaltung und Minderung von Interessenkonflikten gegenüber Regulierungsbehörden und Kunden zu berichten.

Arten von Konflikten

Interessenkonflikte können in vier Kategorien eingeteilt werden. Dabei bringt jede einzigartige Herausforderungen und ethische Überlegungen im Unternehmenskontext mit sich.

Finanziell

Ein finanzieller Interessenkonflikt liegt vor, wenn ein Mitarbeiter im eigenen finanziellen Interesse handelt. Dies kann die Vergabe von Aufträgen zu überhöhten Preisen umfassen, bei denen sie einen Vorteil besitzen, oder die Beratung von Kunden zu ungeeigneten Investitionen, um Provisionen zu erhöhen.

Familiär

Ein familiärer Interessenkonflikt umfasst die bevorzugte Behandlung eines Ehepartners oder Verwandten. Selbst wenn diese Personen nicht qualifiziert sind für eine bestimmte Rolle, könnte die Person ihnen Vorteile oder Arbeitsmöglichkeiten aufgrund der Beziehung gewähren.

Positionell

Ein positioneller Interessenkonflikt entsteht, wenn eine Person ihre Autorität nutzt, um gegen die Interessen ihres Unternehmens und seiner Kunden zu handeln. Aufgrund ihrer Position könnte ein Mitarbeiter Insiderinformationen nutzen, um einen unfairen Marktvorteil zu erlangen. Sie könnten auch ihren Status nutzen, um den Wert der von ihnen gehaltenen Wertpapiere zu steigern.

Entstehend von außerbetriebliche Tätigkeit

Dieser Konflikt entsteht, wenn eine Person in mehreren Unternehmen tätig ist. Zum Beispiel könnte sie Aufträge von einem Unternehmen an ein anderes vergeben, auch wenn das nicht die beste Option für das Unternehmen wäre.

Präventive Maßnahmen

Um wahrgenommene Interessenkonflikte effektiv zu identifizieren und anzugehen, können Unternehmen verschiedene präventive Maßnahmen implementieren, die darauf abzielen, ethisches Verhalten zu fördern und die Integrität der Geschäftsabläufe zu wahren:

  • Transparente Richtlinien mit einer klaren Definition eines Interessenkonflikts und dem Verfahren zur Meldung möglicher Konflikte etablieren
  • Mitarbeiter regelmäßig über wahrgenommene Interessenkonflikte schulen
  • Sitzungen abhalten, um alle Mitarbeiter daran zu erinnern, was ihre Verpflichtungen gegenüber dem Unternehmen und dessen Kunden sind. Dabei sollten auch die Konsequenzen aufgezeigt werden, wenn Konflikte aktiv geschaffen werden.
  • Regelmäßig Mitarbeiter in Bezug auf die finanzielle Offenlegungen und andere relevante Informationen zu überprüfen, um mögliche Konflikte aufzudecken
  • Die Richtlinien zu Interessenkonflikten regelmäßig aktualisieren, um alle unbekannten Risiken zu identifizieren und anzugehen.